Kennt ihr das? Ihr trinkt oder esst etwas und es schmeckt nicht so, wie ihr es in Erinngerun habt? Erst jüngst habe ich diese Erfahrung beim verkosten eines Whisky gemacht. Ein Arran 14 Jahre. Toller Whisky als ich ihn mehrfach über den Sommer genossen habe. Ende Oktober war es schon kühler. Mittwoch Abend verkoste ich einmal die Woche einen Whisky. Mein Geschmacksgedächtnis erinnerte sich positiv an den Arran 14. Der Mittwoch-Abend-Favorit war damit ausgewählt.
Irgendwie deckte sich das Aroma und der Geschmack an diesem Abend nur wenig mit meinen Erinnerungen! Der Whisky kam mir weniger komplex vor. Auch die fruchtige Frische vermisste ich an ihm. Selbst im Abgang konnte ich nicht die erwartete Länge aus meiner Erinnerung bestätigt finden. Erst beim zweiten Glas kam er halbwegs an die erwarteten Aromen und Geschmackerinnerungen heran. Allerdings nur beinahe.
Genau umgekehrt erging es mir mit dem Eagle rare 10 Jahre. Beim ersten Verkosten erschien er mir herb. Sehr viel Holzeinsatz. Sehr trocken im Abgang. Am Geschmack fand ich dennoch Gefallen bei diesen Bourbon. Dennoch erschien er mir sehr zwiespältig. Ein paar Monate später erschien mir der Whiskey viel harmonischer. Scheinbar hatte er durch den Sauerstoffaustausch an Härte verloren. Mit Härte meine ich das Holz. Er erschien mir zugänglicher. Fruchtiger und süßer. Das Holz war genial und harmonisch eingebunden. Ein großartiger Bourbon mit großartigem Preis- Leistungsverhältnis.
Hat sich hier mein Geschmack verändert? Warum? Oder lag es daran, daß die Flasche bereits vor Wochen geöffnet wurde und der Whisky durch den Sauerstoffaustausch seine Aromen und Geschmack verändert hat? Vielleicht war es auch ein Mix aus allem?
Wie funktioniert Geschmack?
Vereinfacht gesagt ist der Geschmack der individuelle Eindruck von dem was man riecht und schmeckt. Hört sich einfach an. In Wirklichkeit ist es ein komplizierter Vorgang der im Körper abläuft. Beim schmecken kommen sehr viele Faktoren zum tragen und werden viele Prozesse im menschlichen Körper ausgelöst. Ich versuche einfach mal die mir am wichtigsten erscheinenenden Punkte aus Wikipedia kurz zusammenfassen:
Bereits als Embryo, ab dem 2 Monat hat der Mensch Geschmacksnerven. Ab dem 3 Monat kann der Embryo bereits das Fruchtwasser schmecken. Mit der Muttermilch wird die Ernährung der Mutter bereits auf das säugende Kind als Geschmacksrichtung mit auf den Lebensweg gegeben. Es spielen auch erbliche Faktoren und der Kulturkreis eine Rolle. Alles weitere entwickelt sich durch die persönliche Erfahrung.
Mit der Zunge können wir süß, sauer, salzig, bitter und unami schmecken. Da Menschen unterschiedlich sind, haben sie auch unterschiedlich viele Geschmacksrezeptoren. Wer weniger hat, schmeckt nicht so gut wie Menschen mit mehr Geschmacksrezeptoren.
Auch andere Sinne wie das Riechen und Sehen beinflussen im Unterbewusstsein den Geschmack. Das was der Mensch sieht, beeinflusst das Geschmacksempfinden. Und mit zunehmenden Alter schwächt sich das Schmecken ab.
Wer mehr Details über den Geschmackssinn wissen will, kann dies gerne im unten aufgeführte Link zu Wikipedia nachlesen. Dies hier ist nur ein Versuch die gröbsten Eckdaten deutlich zu machen.
Zusammenfassung gem. Wikipedia
Aber auch die aktuell persönliche Stimmung haben Einfluß auf den Geschmack. Zumindest mache ich immer wieder diese Erfahrung. An manchen Tagen mag ich lieber einen Whisky der nach Karamell und Vanille schmeckt. An anderen Tagen mag ich lieber einen Whisky mit Zartibitterschokolade-Geschmack. Mal mag ich Whisky mit Rauch. Ein ander Mal mag ich keinen Rauch im Whisky. Tagesform und Stimmung spielen hier eine wesentliche Rolle.
Das Umfeld kann eine Rolle spielen. Um den optimalen Genuss von Whisky erfahren zu können, sollte man entspannt sein. Um Whisky geniessen zu können sollte man offen und bereit sein, seinen Geschmack zu entdecken. Dazu braucht man bei sehr guten Whisky auch mal Zeit. Dazu sollte man sich auch voll und ganz auf den Whisky konzentrieren. Ich rieche an manchem Whisky bis zu 15 Minuten lang. Manche Whisky duften einfach so großartig und vielfältig. Auch das Verkosten dauert bei sehr gutem Whisky bei mir bis über eine halbe Stunde lang. Vor allem bei sehr komplexen Whisky ist es eine regelrechte Aromen und Geschmacksreise. Das Umfeld sollte für einen Whiskygenuss ruhig und entspannend sein. Dann hat man sehr gute Voraussetzungen für ein sehr gutes Genusserlebnis.
Erfahrungen verändern manchmal den eigenen Geschmack. Erfahrungen können auch Whisky-Tastings und Verkostungen sein. Ein Whisky den man mag, merkt man sich einfacher. Einen weniger gut schmeckenden Whisky merkt man sich auch sehr gut. Schließlich will man ja nicht ein weiteres Mal den nicht so schmeckenen Whisky trinken. Ob das immer richtig ist, zwischen gut und schlecht zu unterscheiden, laß ich mal dahingestellt sein. Wenn sich der persönliche Geschmack ändert, kann ein ehemals nicht schmeckender Whisksy plötzlich zur Geschmacks-Offenbarung werden. Man sollte jedem guten Whisky auch eine zweite oder dritte Chance geben.
Aber auch der Whisky kann seine Aromen und den Geschmack verändern. Sobald eine Flasche geöffnet worden ist, kommt der Whisky mit Sauerstoff in Kontakt. Sauerstoff fördert den Prozess der Reifung. Obwohl Whisky hochprozentig ist, erfolgt auch bei ihm eine Reifung. Aromen und Geschmack können sich verändern. Auf Grund des höheren Alkoholgehaltes, erfolgt die Reifung wesentlich langsamer als bei einem Wein.
Ich habe schon Whisky verkostet, die waren nach Monaten, fruchtiger, komplexer und besser als bei der ersten Verkostung. Ich habe aber auch Whisky erlebt, welche nach weiteren Monaten an Komplexität eingebüsst hatten. Ich möchte hier nicht von schlechter reden. Der Whisky hat sich verändert. Er war nach einigen Monaten anders.
Geschmack und Bewertungen von Whisky
Der persönliche Geschmack unterliegt sehr vielen Faktoren. Aus diesem Grunde tue ich mich auch bei der Bewertung von Whisky schwar. Was mir heute sehr gut mundet, kann in ein paar Monaten anders sein. Warum? Wegen anderer Stimmung. Weil das Wetter kälter oder heißer ist. Weil sich der Whisky verändert hat. Weil sich mein Geschmack geändert hat. Gründe gibt es viele. Das ist auch der Grund, warum ich meine Bewertungen meist nach mehreren Verkostungen eines Whisky veröffentliche.
Manchmal sind die Bewertungsunterschiede schon erstaunlich. Ich meine die eigenen Bewertungen. Theoretisch könnte ich diese Homepage mit weiteren 70 – 80 Whiskies ergänzen. Allerdings habe ich von diesen bisher nur Proben verkostet. Auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, daß ein frisch geöffneter Whisky andere Aromen und Geschmack haben kann. Aus diesem Grund verkoste ich einen Whisky mindestens dreimal. Erst danach erfolgt meien Bewertung. So ensteht ein Mittelwert aus verschiedenen Verkostungstagen. Das mag für ungedultige Menschen seltsam sein. Aber Hallo! Whiskygeniesser geben beim Genuss auch ihrem Whisky die Zeit, damit er möglichst viele Aromen entfalten kann. Wer keine Geduld hat, der wird kaum die Aromen und den Geschmack eines sehr guten Whisky entdekcken können. Whiskygenuss ist Entschleunigung. Whiskygenuss ist Entspannung. Geschmack entwickelt sich auch mit der Erfahrung.