Als erster Whisky aus Deutschland wir meist der Racke rauchzart genannt. Dieser wurde 1958 mit 850.000 Flaschen auf den Markt gebracht. Er bestand damals aus einer Blend mehrer schottischer Malt-Whisky und einigen heimischen Getreidebränden. Der Racke rauchzart wurde als preisgünstige Alternative zu den damals recht teuren schottischen Produkten entwickelt. Endlich ein Whisky, welcher auch für den Otto-Normalverbraucher bezahlbar war. 1990 wurde die Zusammensetzung des Racke rauchzart geändert. Die Blend besteht seitdem zu 100% aus schottischen Malt Whiskys. Als Sonderabfüllungen gab es auch 12, 25 und 40-jährigen Blend.
Allerdings gab es bereits 1818 ein Getränk, daß einem Whiksy entsprach. Die Familie Schraml im bayerischen Erbendorf produzierte 1818 Getreidebrände, welche als Brauner Bauernkorn bezeichnet wurden. Dieser wurde in Eichenfässern veredelt. Vermutlich wusste man noch nicht, daß durch das Eichenfass eine Veränderung in Aroma und Geschmack stattfinden würde. Die Lagerung in den Fässern diente lediglich dazu, um Versorgungslücken zu vermeiden. In den 1950er Jahren ließ man das Destillat als Steinwald-Whisky neu aufleben. Der Erfolg war damals sehr bescheiden. Die Produktion wurde wieder eingestellt. 2004 stieg der Sohn Gregor in das Familienunternehmen ein und nahm das Projekt Whisky in die Hand. Er brachte den Stonweood 1818 Bavarian Single Grain Whisky auf den Markt. Dieser reift zehn Jahre in alten Weinbrandfässern aus Limousin-Eiche. Inzwischen wurde das Whisky-Sortiment mit weiteren Spezialitäten erweitert
In Deutschland begannen weitere Hersteller in den 1980 – 1990er Jahren mit der Produktion von Whisky. Heute soll es über 150 Hersteller in Deutchland geben. Wenn man die Korn- und Obstbrennereien die auch mit Whisky experimentieren, dürften es sogar 300 – 400 Hersteller sein. Dies sind überwiegend kleine bis kleinste Hersteller. Die meisten machen Whisky als Sortimentsergänzung. Viele Produzenten sind Brauereien oder Brennereien. Nur die wenigsten produzieren ausschließlich Whisky
Die älteste deutsche Malt Whisky-Destillerie ist Fleischmann Blaue Maus in Eggolsheim. 1983 ging man an den Start. Die Blaue Maus wurde bereits 1923 als Lebensmittel- und Tabakwarenladen eröffnet. 1983 begann man mit der Brandweinbrennerei. 1996 wurde der erste Whisky verkauft. Das Sortiment ist heute breit aufgestellt. Zum 35-jährigen Jubiläum gab es mehrere 30-Jahre alte Whisky
1928 wurde die Brennerei Lantenhammer am Schliersee in Bayern gegründet. 1999 wurde dort der erste Whisky hergestellt. Die ersten 1600 Flaschen SLYRS Whisky kamen 2002 in den Verkauf. 2004 wurde die SLYRS KG gegründet. 2007 wurde in Neuhaus am Schliersee die SLYRS Whisky Destillerie gebaut. 2012 kam der erste SLYRS 12 Jahre auf den Markt. Inzwischen gibt es verschiedene Whisky-Ausführungen. Im Besucherzentrum, finden Führungen in der Produktion und Verkostungen statt.
Ein weiterer deutscher Whisky-Pionier ist der Landwirt Hans-Gerhard Fink von der Brennerei Finch aus dem schwäbischen Nellingen. 1999 wurde die Whisky-Brennerei gegründet. 2002 wurde der erste schwäbische Whisky angeboten. 2010 wurde der Name finch als Markenname eingetragen. 2012 geht die größte Pot Stil Deutschlands in Betrieb. 2016 wird der Firmensitz nach Heroldstatt verlegt. Nellingen bleibt weiterhin Produktionsstandort. Heute präsentiert man ein breites Whisky-Angebot aus Rye, Corn und Malt-Whisky. Der Finch Classic aus Weizen reift in Rotweinfässern.
In Bad Kötzting in Bayern eröffnete 2006 die Familienbrennerei Liebl eine neue Destillerie zur Herstellung von Whisky. Bis dahin bestand das Hauptgeschäft aus der Herstellung von Bränden, Geisten und Likör. Als Alleinstellungsmerkmal stellt man den Rohbrand bewusst mit Obstbrennblasen her. Dadurch soll ein möglichst reiner Brand als hervorragende Grundlage für den Whisky hergestellt werden. Die Whisky werden Collimor genannt. Inzwischen gibt es ein breites Sortiment an Malt Whisky mit unterschiedlichen Fassausbau. Das Alter der aktuellen Whisky liegt zwischen 4 bis 12 Jahren. Die meisten Wiskhy werden derzeit im Alter von 7-8 Jahren abgefüllt
Interessant dürfte ich eine der jüngsten Firmengründung in Deutschland sein. Die Destillerie St. Kilian in Rüdenau wurde 2012 gegründet. Nach 4 Jahren Planung und Vorarbeit wurde 2016 das erste Destillat hergestellt. Die Pot Stils und andere Produktionsgerätschaften stammen aus Schottland und Irland. Ein Braumeister und irischer Master Destiller sorgen für eine hohe Qualität in der Herstellung. 2019 kommt der erste Whisky auf den Markt. Kunden können ihr eigenes Whisky-Fass bestellen. Der Whisky reift dann nach Größe des Fasses bis zur optimalen Reife und wird danach abgefüllt. Unternehmensziel von St. Kilian ist, der größte Whisky-Produzent in Deutschland zu werden. Die ersten Vorab-Abfüllungen The Spirit of St. Kilian, welche noch nicht Whisky genannt werden durften, waren qualitativ bereits vielversprechend.
2012 wurde der Verband Deutscher Whiskybrenner gegründet. Dieser soll den Bekanntheitsgrad und die Akzeptanz deutscher Whisky-Produzenten steigern.
Heute gibt es bereits einige gute und sehr gute deutsche Whisky. Auf Grund der weltweiten Nachfrage nach hochwertigen Whisky, dürften auch die deutschen Hersteller von einer weiter steigenden Nachfrage profitieren. Die ersten Hersteller bieten inzwischen auch ältere Abfüllungen an. Wobei im deutschen Klima, die Reifung viel schneller als in Schottland stattfindet. So gesehen ist das Alter im Vergleich zum schottischen Whisky kein korrekter Maßstab. Neue Hersteller mit hohen Ambitionen bringen weiteren Schwung in die Vielfalt des deutschen Whisky